Hauptinhalt

Erzgebirge-Mittelsachsen

Terra mineralia in Freiberg
Terra Mineralia in Freiberg.  © Stephan Floss

Zwischen Leipzig, Chemnitz und Dresden wird sächsische Geschichte erlebbar. Zahlreiche prächtige Burgen, Schlösser und Klöster – gelegen in einer faszinierenden Landschaft – laden ein, diese Geschichte kennenzulernen. Im Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen verbinden sich Musik, Kunst und Festivals mit der langen Bergbaugeschichte. Eine der prägendsten und traditionsreichsten Regionen für Sachsen und Deutschland lädt ein, den Dreiklang aus Landschaft, Architektur und Musik zu erleben.

Foto der Silbermannorgel.
Silbermannorgel in Freiberg  © fotolia

Der Name Gottfried Silbermann (1682-1753) steht weltweit für präzise, hochwertige Orgeln mit außergewöhnlicher Klangschönheit. Im Laufe seines Lebens schuf der Instrumentenbauer etwa 50 Orgeln. Knapp 30 davon sind noch erhalten, darunter die Orgel in der Dresdner Hofkirche, im Dom und in der Petrikirche zu Freiberg und in der Kirche Crostau. Viele kleinere dieser Instrumente finden sich in Dörfern des Umlandes wie Frankenstein, Oederan oder Großhartmannsdorf.

Sachsen, insbesondere das Osterzgebirge, ist somit eine Hochburg für Orgelfreunde aus aller Welt. Zu Ehren des wohl bedeutendsten deutschen Orgelbaumeisters finden alle zwei Jahre die Gottfried-Silbermann-Tage statt. Neben Orgelkonzerten mit internationalen Künstlern gestalten junge Spitzenensembles das Programm in besonderer Weise. Für »Klein & Groß« gibt es ein Orgelfest im Schloss und Park Lichtenwalde.

In verschiedenen Kirchen im Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen erklingen bei den Gottfried-Silbermann-Tagen die Königinnen der Instrumente. Ganz eigene Interpretationen bieten junge Organisten dem Publikum der Festtage beim Internationalen Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb an den historischen Orgeln in Dresden und Freiberg. Der einzige Orgelwettbewerb, der nur auf Originalinstrumenten von Silbermann oder dessen Schülern ausgetragen wird, gilt als Karriere-Sprungbrett für die Teilnehmer. Die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e.V. veranstaltet neben den Gottfried-Silbermann-Tagen das ganze Jahr über weitere zahlreiche Konzerte sowie Orgelexkursionen und -wanderungen.

Foto vom Märchenfest.
Burg der Märchen in Kriebstein  © Mittelsächsischer Kultursommer e. V.

Das vielseitigste Kulturfestival im Freistaat Sachsen bietet jährlich von Juni bis September über 50 Veranstaltungen für Jung und Alt.
Bereits seit 1994 bereichert der Mittelsächsische Kultursommer (kurz Miskus) die sommerliche Festivallandschaft und konnte so bereits 5.000.000 Besucher in die Region zwischen Chemnitz, Dresden und Leipzig locken.

Hinter dem Miskus steht ein Verein, der das Ziel verfolgt, diese Region, die reich an historischen Schlössern, Burgen, Kirchen, Klosteranlagen und baulichen Kleinoden ist, mit einem kulturellen Ereignis zu verbinden und erlebbar zu machen. Das besondere Flair der Veranstaltungen lässt Musik und Raum wunderbar harmonieren. Dabei kommen jedes Jahr neben den altbewährten Locations auch immer wieder neue Spielstätten zum Zuge.

Indem auch geschichtsträchtige Ereignisse aufgearbeitet werden, soll auf vielfältigste Art und Weise Historie erlebbar gemacht werden. Dazu gehört neben nahezu authentischen Kostümen, die in der hauseigenen Schneiderei gefertigt werden, die Organisation historisch anmutender Märkte verschiedenster Epochen. Außerdem unterstützt er ein Großereignis der besonderen Art: Der Verein Historischer Besiedlungszug A.D. 1156 zieht im Sommer mit 200 Pilgern in mittelalterlichen Planwagen von Ort zu Ort und empfindet die Besiedlung ihrer Heimat im 12. Jahrhundert nach.

Außenansicht auf das Museum.
Bergbaumuseum Oelsnitz  © A. Gaube

Silberfunde im 12. Jahrhundert begründeten im Erzgebirge eine 500-jährige Bergbautradition, die Wurzel der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Größe Sachsens ist. Heute spiegeln Architektur und Infrastruktur sowie mannigfaltige kulturelle Institutionen und Veranstaltungen im Erzgebirge diese Geschichte wider.

Zahlreiche Besucherbergwerke, Bergbaulehrpfade und technische Museen wie das Stadt- und Bergbaumuseum in Freiberg lassen den Mut und Einfallsreichtum der Bergleute ahnen, mit denen sie durch die Jahrhunderte hinweg neben Silber auch Zinn, Kupfer und Marmor abbauten.

Das Bergbaumuseum in Oelsnitz begibt sich auf die Spuren der Bergleute des 19. und 20. Jahrhunderts, die in mühevoller Arbeit die sächsische Steinkohle zu Tage förderten. Das Museum zeigt Innovationen in sächsischen Kohlegruben, die sogar ins Ruhrgebiet exportiert wurden, und erzählt die Geschichte von Adolf Hennecke, der im dortigen damaligen Karl-Liebknecht-Schacht seine legendäre, umstrittene Sonderschicht fuhr.

Als viele der edlen Schätze der Erde bereits im 17. Jahrhundert zur Neige gingen, belebten die Bergleute einen neuen Wirtschaftszweig. Textilproduktion, Holz- und Spielzeugwarenherstellung wurden zu den Haupteinnahmequellen der ehemaligen Bergbaufamilien. Das Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg, das Erzgebirgsmuseum in Annaberg-Buchholz oder das Spielzeugmuseum in Seiffen erzählen diese wechselvolle Geschichte des Erzgebirges. Zahlreiche Bergmannsumzüge und Paraden erinnern heute außerdem an diese lange Tradition. Zur Weihnachtszeit lassen sie sich aus dem Erzgebirge nicht mehr wegdenken.

Foto einer Aufführung: eine weiße Figur im pinken Licht. © Artmontan & Weigel

Doch auch in jüngster Vergangenheit gab und gibt das Erzgebirge neue kulturelle Impulse. Die »artmontan-Kulturtage« gelten seit 1998 als fester Bestandteil des Kulturangebotes des Erzgebirgskreises. Diese Festtage laden ein zu künstlerischen und musikalischen Experimenten, Neukompositionen und Inszenierungen, die ausschließlich in bergbaulichen und Industrieanlagen stattfinden. Raum, Atmosphäre und Akustik ergänzen sich mit der Experimentierfreude der Künstler, sodass eine außergewöhnliche Wirkung von Klang und Farbe entsteht. Die Besucher der »artmontan-Kulturtage« erleben seltene künstlerische Begegnungen innerhalb der gewachsenen Architektur des unterirdischen Gesteins sowie in technischen Anlagen.

Das Musikfest Erzgebirge wurde 2010 ins Leben gerufen und gilt mit seinem Slogan »Hohe Kunst, tief verwurzelt« als eine der jüngsten Kulturinstitutionen der Region und ist noch ein Geheimtipp. Die Gottfried-Silbermann-Tage und das Musikfest Erzgebirge bereichern im jährlichen Wechsel die Region. Alle zwei Jahre kommen zum Musikfest Erzgebirge nationale und internationale Musiker sowie berühmte Dirigenten und Chöre von Weltruf in den schönsten Sakralbauten Sachsens wie in Marienberg, Zschopau, Schneeberg, Lößnitz, Freiberg, Annaberg, Schwarzenberg zusammen.

Blick vom Ufer auf die alte Ritterburg Kriebstein.
Oberhalb des Flusses Zschopau liegt die alte Ritterburg Kriebstein  © Neppomuk / Fotolia

Burg Kriebstein erhebt sich majestätisch auf einem steilen Felsen über dem Fluss Zschopau. Die mittelalterliche Burg liegt in Mittelsachsen direkt im Zentrum des Städtedreiecks Dresden-Chemnitz-Leipzig. Der vollständig erhaltene und komplett sanierte Baukomplex aus der Zeit der Spätgotik blickt auf eine 600-jährige Geschichte zurück. Besucher der Burg Kriebstein werden bei Burgfesten, Ritteressen und Führungen durch die tiefsten Kellergewölbe bis hinauf in den 45 Meter hohen Wohnturm in die Zeit des Mittelalters zurückversetzt. Klassische Konzerte, Ausstellungen und Kinderprogramme runden das kulturelle Angebot für die ganze Familie ab. Das Burgmuseum bietet in seiner umfangreichen Dauerausstellung einen Einblick in das Leben der ehemaligen Burgherren und beherbergt darüber hinaus wechselnde Sonderausstellungen.

Foto eines Schlossfestes mit einer Rittervorführung auf der Bühne.
Schlossfest auf Augustusburg  © Ulrich Burkhardt, Berlin

Zwischen Leipzig, Chemnitz und Dresden wird sächsische Geschichte erlebbar. Die viele der zahlreichen Burgen, Schlössern, Klöstern und dazu gehörigen Parkanlagen, die man in der faszinierenden Landschaft findet, sind heute zu Kulturzentren geworden. Aktuelle Ausstellungen, Festivals und Veranstaltungen laden ein, Überraschendes und Bekanntes zu entdecken.

Freie Fahrt für Motorradfahrer

Europas Bikern ist die »Krone des Erzgebirges« ein Begriff. Hoch über dem tief eingeschnittenen Tal der Zschopau thront auf einem Felskegel das monumentale Renaissanceschloss Hubertusburg. Hinter dessen dicken Mauern verbirgt sich Europas bedeutendste Motorradsammlung. Über 175 Exponate ermöglichen hautnah die faszinierende technische Entwicklung bedeutender Motorradfirmen wie DKW, Auto Union und MZ.
Doch auch sonst hat Augustusburg viel zu bieten. Im Adler- und Falkenhof lassen sich majestätische Greifvögel hautnah erleben. Das von Lucas Cranach dem Jüngeren geschaffene Altarbild der Schlosskirche zählt zu den bemerkenswertesten seiner Art und hat seit Kirchenweihe seinen ursprünglichen Bestimmungsort nie verlassen. Zudem lädt die auf dem Schlossgelände vorhandene Jugendherberge die Gäste zum Verweilen ein.

Foto: Schwibbogen aus dem Erzgebirge. © fotolia

Räuchermännchen, Nussknacker und Schwibbögen aus dem Erzgebirge prägen weltweit die Weihnachtszeit. In der erzgebirgischen Volkskunst wurde aus der Sehnsucht nach Licht, welche die Bergmänner unter Tage empfanden, die zentrale Methapher für das Fest der Geburt Christi. In den Fenstern leuchten neben kunstvoll gestalteten Schwibbögen Lichterbergmann und Lichter tragende Engel im festlichen Glanz. In aufwändiger Kleinarbeit werden dazu detailreiche Kunstwerke aus Holz geschaffen.

Brauchtum mit Tradition

Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Schnitzer, Drechsler, Holzgestalter und andere Spielzeughersteller als im Erzgebirge. Damals, als der Bergbau Ende des 17. Jahrhunderts kaum noch rentabel war, suchten die Bergbaufamilien eine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie fingen an, Gebrauchsgegenstände, Spielzeug und Weihnachtsdekoration herzustellen und zu verkaufen.

Die Tradition ist bis heute lebendig. Längst sind die Figuren der Spielzeugmacher aus Seiffen und Umgebung auf der ganzen Welt berühmt und begehrt. Die Buden der Volkskunstbetriebe prägen jedes Jahr die stimmungsvollen Weihnachtsmärkte in der Region.

Die Traditionen längst vergangener Bergbauzeit leben auch in den musikalische Bergparaden und Bergaufzügen in historischer Kleidung fort. Zusammen mit den Weihnachtsmärkten locken sie Tausende von Besuchern ins Erzgebirge. Mit etwas Glück trifft der Besucher an den Adventssonntagen auf die Kurrendesänger, die mit Laterne und leuchtendem Stern von Haus zu Haus ziehen. Mit Chorälen und festlichen Liedern wünschen die Sänger den Bewohnern eine gesegnete Weihnachtszeit.

zurück zum Seitenanfang